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»Notfalls setzen wir uns auch auf die Schienen«

von Bi-Bahntrasse

»Notfalls setzen wir uns auch auf die Schienen«

3500 Demonstranten gegen Bahnausbaupläne in Offenburg / Härtere Gangart

Mit einer Demonstration am Samstag in Offenburg ist der Schulterschluss der Bürgerinitiativen an Hoch- und Oberrhein gegen Pläne der Bahn zum Ausbau der Rheintalstrecke perfekt.

VON WOLFGANG KOLLMER

Offenburg. Vor rund 3500 Demonstranten kündigte Roland Diehl, Sprecher der Bürgergemeinschaft Bahnprotest am Ober- und Hoch-Rhein (IG Bohr) gestern auf dem Offenburger Rathausplatz geschlossenen und heftigen Widerstand an, wenn die vorliegende Planung nicht umfassend nachgebessert werde. Diehl hält auch zivilen Ungehorsam nicht für ausgeschlossen, falls die Bahn weiterhin »so menschenverachtend« plane: »Notfalls setzen wir uns auch auf die Schienen«, warnte der Sprecher der IG Bohr, der zehn Bürgerinitiativen angehören.
Roland Diehl wie auch Manfred Wahl, Vorsitzender der BI Bahntrasse Offenburg, forderten auf der Kundgebung vor dem Rathaus die Bundesregierung auf, die Planungsmittel für den Ausbau der Rheintalstrecke von drei auf 4,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Nur so sei der Bau des dritten und vierten Gleises »menschenverträglich« möglich. Konkret fordern die Bürgerinitiativen Tunnel und Umfahrungen, und zwar dort, wo die Trasse durch bewohntes Gebiet führt.
So favorisieren BI Bahntrasse und Stadt Offenburg einen Güterzugtunnel unter dem Stadtgebiet, der mit geschätzten 665 Millionen Euro jedoch dreimal so teuer käme wie der Bau der zwei neuen Gleise auf der bestehenden Trasse.
Alle Redner, darunter auch Otto Neideck, Vorsitzender des Regionalverbandes Südlicher Oberrhein, und Landrat Joechen Glaeser, Landrat Breisgau-Hochschwarzwald, sahen sich am Samstag in ihrem Kurs durch Äußerungen von Bahnchef Hartmut Mehdorn bestätigt.
Der hatte vor kurzem in einem Gespräch mit der Offenburger Oberbürgermeisterin Edith Schreiner erklärt, dass er von einem deutlich höheren Güterverkehrsaufkommen auf der Rheintalstrecke ausgehe als bisher veranschlagt. »Die bisherige Prognose von 280 Güterzügen, davon 150 pro Nacht, auf deren Basis die Bahn geplant hat, ist also Makulatur«, erklärt Roland Diehl.
»Wenn der Bahnchef das gesagt hat, erhält die Frage nach den zumutbaren Alternativen ein völlig anderes Gewicht«, kündigte Werner Hoffman, Projektleiter Bahnausbau beim Regierungspräsidium, gegenüber dem OFFENBURGER TAGEBLATT an.

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